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Mehr als Sabber: Was Speichel alles kann

„Igitt!“ Die erste Reaktion auf das Thema Spucke ist verständlich. Wir setzen dahinter ein großes „Aber“! Denn Speichel hat enorm wichtige Eigenschaften. Er schützt als erste Verteidigungslinie des Immunsystems vor Krankheitserregern. Er spült Essensreste weg, neutralisiert schädliche Säuren und repariert sogar kleine Schäden am Zahnschmelz. Durch die antibakterielle Wirkung heilen Wunden im Mundraum oft relativ schnell. Spucke erleichtert das Schlucken, ermöglicht artikuliertes Sprechen, löst Geschmackstoffe aus dem Essen und startet den Verdauungsprozess bereits im Mund.

Unser Mundwasser der Natur sprudelt normalerweise unauffällig rund um die Uhr und tut seinen Job. Doch was passiert bei Speichelmangel? Durch Mundtrockenheit (Xerostomie) werden erst einmal Schlucken und Sprechen schwieriger. Der Geschmackssinn verändert sich. Bakterien vermehren sich schneller. Somit nimmt Mundgeruch zu. Außerdem steigt das Kariesrisiko, weil Säuren länger wirken können. Entzündungen an Zahnfleisch und Schleimhaut werden häufiger. Krankheitserreger gelangen leichter in den Körper. Das kann für vermehrte Infekte sorgen.

Gerade im Alter ist Funktion und Anzahl der Speicheldrüsen reduziert. Dazu kommt, dass bei vielen Älteren das Durstgefühl nachlässt. Es ist dann generell zu wenig Flüssigkeit im System und das zeigt sich unter anderem an der Menge des Speichels. Auch Medikamente wie beispielsweise Blutdrucksenker, Herz-, Allergie- oder Schlafmittel verringern die Speichelproduktion. Diabetes, bestimmte Schilddrüsen-, Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankungen können ebenfalls für einen längerfristig trockenen Mund sorgen.

Speichelproduktion anregen – so geht´s!

  • Trinken Sie viel, am besten stilles Wasser oder ungesüßten Kräutertee. Alkohol, Kaffee und Getränke mit Kohlensäure fördern die Austrocknung.
  • Kauen oder Lutschen regen die Speicheldrüsen an. Den Zähnen zuliebe können Sie auf zuckerfreie Kaugummis oder Bonbons zurückgreifen.
  • Setzen Sie auf milde Lebensmittel mit hohem Wassergehalt, beispielsweise Melone oder Gurken. Meiden Sie trockene oder krümelige Speisen.
  • Essen Sie in kleinen Bissen und kauen Sie lange.

Speichel: Ahhh statt Ihhh!
Wir und viele andere Mediziner wissen: Speichel ist viel mehr als nur Feuchtigkeit im Mund. Er ist ein natürlicher Zahn- und Gesundheitsschutz. Das vermeintliche Ekel-Produkt hat also mehr positive Aufmerksamkeit verdient!

Sieben Fakten über Speichel

  1. Ein Erwachsener produziert einen bis eineinhalb Liter Speichel pro Tag – das sind umgerechnet etwa zehn Wassergläser.
  2. Speichel kann kleine Schäden im Zahnschmelz reparieren – dank Calcium und Phosphat. Der gleiche Effekt führt aber auch zur Bildung von Zahnstein, wenn die Mineralien im Zahnbelag eingelagert werden.
  3. Ohne Speichel steigt das Kariesrisiko um das fünf bis zehnfache.
  4. Stress kann die Speichelproduktion innerhalb weniger Sekunden hemmen. Darum bekommen wir beispielsweise in Prüfungssituationen einen trockenen Mund
  5. Im Speichel sind über 700 verschiedene Bakterienarten – die meisten sind harmlos oder sogar nützlich. Es kommt auf die richtige Balance zwischen schädlichen und nützlichen Mikroben an.
  6. Speichel spült Speisereste und Bakterien aus dem Mund und trägt zur Remineralisierung der Zähne bei.
  7. Wundheilung: Speichel enthält Substanzen, die die Wundheilung im Mundraum unterstützen.